Orgel in Corona-Warteschleife

Instrument der Münchner Margaretenkriche wurde aufwändig renoviert – und kommt kaum zum Einsatz

Von Florian Ertl - Münchner Kirchenzeitung

Eigentlich müsste Christian Bischof ein glücklicher Mann sein. Der 39-jährige Kirchenmusiker der Pfarrei St. Margaret im Münchner Stadtteil Sendling darf auf der viertgrößten Orgel Oberbayerns musizieren. Im November vergangenen Jahres wurde das mächtige Instrument mit seinen 76 Registern und über 4.500 Pfeifen – davon die größte Metallpfeife Deutschlands von knapp zwölf Metern Höhe und 40 Zentimetern Durchmesser – nach dreijähriger Generalsanierung zusammen mit der kompletten Emporenraumschale fertiggestellt. Doch kaum einer nahm davon Notiz: „Bedingt durch die Corona-Pandemie mussten alle geplanten Veranstaltungen wie der Einweihungsgottesdienst, alle Konzerte und die Festwoche ausfallen“, sagt er leise, während er von der Empore aus hinunter in das weite Kirchenschiff blickt. Nur eine kleine Segnungsfeier konnte stattfinden.

Insgesamt sieben Jahre an Planungen und Vorbereitungen liegen hinter Bischof, 1,1 Millionen Euro wurden in das Projekt investiert. Groß war die Eigenleistung der Gemeinde (300.000) und das Spendenaufkommen durch Patenschaften (283.000), weitere Mittel kamen vom Kulturbaufonds der Stadt (200.000) sowie von der Bayerischen Landesstiftung (80.000) und der Erzdiözese (50.000). Bischof spricht liebevoll von einem „restaurierten Oldtimer“, der voll modernster Technik steckt und zugleich respektvoll in sorgfältiger und bester Handwerk-Manier ausgeführt wurde. „Nachhaltig für die kommenden Generationen“, betont der Kirchenmusiker.

Seinen eigentlichen Auftrag, nämlich die Gemeinde beim Gesang in der Liturgie zu begleiten, „konnte das Instrument noch kein einziges Mal erfüllen“, seufzt Bischof. Corona lässt dies momentan nicht zu. Stattdessen versucht er die Orgel im Gottesdienst derzeit vor allem improvisatorisch einzusetzen. Jeden zweiten Sonntag gibt es zudem eine „Orgelmesse“, an der an bestimmten Stellen der Liturgie Orgel-Literatur gespielt wird, mitunter auch Stücke von bis zu zehn Minuten Dauer.

Bischof, der zugleich auch stellvertretender Diözesanmusikdirektor ist, hofft sehnsüchtig auf ein Ende der Pandemie, der musikalischen Abstinenz wie Perspektivlosigkeit, damit endlich wieder Chor- und Gemeindegesang möglich sind. Im „Jahr der Orgel“ (wir berichteten) am besten schon zum bundesweiten „Tag der Orgel“ am 12. September.

Zurück
Zurück

favour & flavour

Weiter
Weiter

Zwischen Himmel und Erde