„Europareise“ mit brillantem Orgelspieler
Christian Bischof aus München eröffnete die Reihe der Orgelmatineen an der symphonischen Woehl-Orgel von St. Petri
Von Ilse Cordes
Cuxhaven. Der Juli ist in Cuxhaven traditionell jener Auftakt-Monat, der Jahr für Jahr die international ausgerichteten Orgelsommer einleitet – in St. Petri die vierzehntägig stattfindenden Orgelmatineen, in Altenbruch und Lüdingworth die gleichfalls im zweiwöchigen Rhythmus stattfindenden Orgelkonzerte. Den Anfang nun machte am vergangenen Sonntagvormittag der Münchener Organist Christian Bischof mit seinem Konzert im Rahmen der Orgelmatinee-Reihe an der Woehl-Orgel von St. Petri.
Bischof, Kirchenmusiker und Organist an der großen Stadtpfarrkirche in München-Sendling, hatte das Programm seines Cuxhavener Konzertes mit „Europareise“ betitelt. Und er nahm sein Publikum in der Tat auf eine spannende Reise nach Frankreich, Italien, Polen und Deutschland. Angesagt war auf dieser Orgelreise beides - Original und Bearbeitung. Letzteres übrigens gleich zu Beginn mit dem „Herbst“ aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, bekannt aus der Originalfassung ein Werk für Streichorchester und als solches schon eine „Ohrwurm“ für Streicher. Übertragen auf andere Instrumente bescheren dem Hörer - zugespitzt - immer auch andere, ungewohnte Klangerlebnisse. Das muss sehr interessant sein, muss aber nicht. Die von Bischof gespielte Vivaldi-Bearbeitung des populären englischen Organisten Jonathan Scott setzt auf virtuose Klangwirkung und ist als solche mit Blick auf das Original eher etwas irritierend.
Das nachfolgende, ausgesprochen witzige „Capriccio sopra il Cucu“ von Johann Kaspar Kerll macht deutlich, dass der Münchener Organist keineswegs nur auf großen Ton, sondern sehr wohl auf klaren, ziselierten Klang setzt. Das von ihm selbst für die Orgel bearbeitete Chopinsche „Nocturne f-Moll op. 55 Nr. 1“ wird das wenig später zeigen wie zuvor auch schon die Passagen in Mendelssohns Klavierwerk „Präludium und Fuge f-Moll“ (für Orgel von Christoph Bossert). Aber so reizvoll all diese Bearbeitungen und Arrangements auch sein können, im Grunde genommen sind es dann doch die Original-Kompositionen, die den eigentlichen Reiz dieser Konzertmatinee ausmachen.
Und da wären dann die beiden Sätze aus Felix Mendelssohn Bartholdys 1. Sonate f-Moll op. 65/1 zu nennen, als Allegro sowie Louis Viernes 1. Orgelsymphonie d-Moll, op. 14 und die Finalsatz (Allegro assai) aus der 1. Orgelsymphonie (Sonate) d-Moll, op. 42 von Alexandre Guilmant. Auf das geradezu verinnerlichte Adagio bei Mendelssohn folgt das an Kontrasten reiche Allegro assai vivace aus der ersten seiner insgesamt sechs Orgelsonaten. Und klar wird mit jedem Stück vor allem eins: Christian Bischof ist ein brillanter Orgelspieler, sein Passagenspiel ist glasklar, seine Interpretation verrät Empathie, Ausdrucksstärke und ein großes Maß an Transparenz.
Immer wieder gab es am Sonntag Zwischenbeifall, am Schluss dann geradezu begeisterten Applaus. Für den bedankte sich Bischof mit einer beeindruckenden Gabriel Fauré-Zugabe. Dies alles kündigenden Orgelmatineen in den Monaten Juli und August steht zwar nur noch für die Zuhörer kostenlos sind, das ist keine Selbstverständlichkeit. Möglich macht das der Förderverein St. Petri, bei dem sich Petri-Kirchenmusiker Jürgen Sonnentheil zu Beginn der Orgelmatinee sehr zu R n ausdrücklich bedankte.